Es ist richtig, dass man mit manchen Englischen Rosen Nachsicht haben muss. Ich liebe sie nicht alle, aber manche sind einfach wunderschön - die Blüten und der Duft entschädigen doch für einiges
.
Ich fange mal an mit meiner schlimmsten Austin Problemrose -
Charles Austin. So eine schlimme Rose habe ich bis jetzt nicht gehabt
. Es ist jedoch auch meine Schuld, ich muss noch lernen mit ihr umzugehen. Ich versuche die Geschichte so kurz und verständlich, wie möglich, zu erzählen.
Wir sind in April da eingezogen und diese Rose war schon da, am Rosenbogen gepflanzt und war riesig, über 2.5m. Ganz dicht neben ihr ist eine zweite Rose gestanden, genauso riesig, die sehr verdächtig wie eine Wildrose aussah. Beide waren mit einer dicken Schicht Granit an den Füßen überschüttet, wahrscheinlich als Mulch gedacht. Die Vorbesitzerin hat nicht gewusst, wie die Rose heißt, sie war vor 20 Jahren schon da, als sie damals das Haus gekauft hat. Sie hat nur sagen können, dass es eine „apricot Englische" sei und sehr gut duftet. Über die zweite Rose hat sie nur gemeint, dass sie irgendwie von selber entstanden ist. Das hat mein Verdacht auf Wildrose, bzw durchgetriebene Unterlage nur noch verhärtet.
Zuerst habe ich beide Rosen stark geschnitten auf ca 70cm, gut ausgelichtet und von den Steinen befreit. Danach gut gedüngt (vielleicht sogar zu gut
) und Kompost gegeben. Dann habe ich gewartet, was sie machen. Sie sind toll ausgetrieben, da habe ich mich vorerst natürlich gefreut. Nachher sind sie aber irre schnell monströs gewachsen und waren in kürzester Zeit wieder auf über 2m und fast genauso breit!
Die „apricot Englische" genannte Rose hat spät und wenig geblüht, erst Mitte Juni. So habe ich sie mit Hilfe von Bekannten Kennern als
Charles Austin identifizieren können. Nach der Blüte habe ich sie wieder geschnitten, leider zu wenig, glaube ich. Danach ist sie wieder enorm gewachsen und nicht mehr geblüht, nicht mal eine Blüte
. In September hat sie auch arg SRT bekommen, zusammen mit der anderen (wilden?) Rosen.
Ich war enttäuscht und böse auf mich gleichzeitig, weil ich dachte, dass die Ursache für diese Probleme meine zu gut gemeinte Düngung war. Wahrscheinlich zu viel Stickstoff?
Die zweite Rose hat überhaupt nicht geblüht, stattdessen ist sie immer riesiger geworden. Als ich sie Rosenspezialisten gezeigt habe, waren die Meinungen auseinander. Manche sagten, dass das definitiv eine Wildrose sei. Andere meinten, dass es doch eine Historische sein könnte und ich sollte zur Sicherheit die Blüte abwarten.
Nun, irgendwann hat es mir gereicht und ich habe sie zurückgeschnitten und ausgegraben! Sehr seltsame Entdeckungen dabei gemacht: die „wilde Rose" war tatsächlich wild und ist mit der Unterlage der anderen unterirdisch verbunden gewesen. Ich habe sie gnadenlos entfernt, sozusagen vorsätzlichen Rosenmord begangen
.
Charles Austin war aber auch nicht eine Rose, sondern es waren gleich 4 Teile - ein großes Teil war die Veredelung. Von dort ist ein sehr dicker, unterirdischer Trieb herum verlaufen, von dem 3 eigenständige wurzelechte Rosen gewachsen waren.
Ich habe folgendes gemacht: das Teil mit der Unterlage weggeworfen und das schönste, kräftigste, wurzelechte Teil wieder eingepflanzt, jedoch an einem anderen Platz. Die restlichen 2 Teile habe ich verschenkt.
Die Rose lebt zum Glück an ihrem neuen Platz sehr gut weiter, als ob sie meine Barbarei gar nicht mitgekriegt hätte, sie hat diese Prozedur sehr gut überstanden. Leider ist sie voll mit SRT!
Ich bin froh, dass ich sie umgepflanzt habe, da ich der Meinung bin, dass
Charles Austin nicht unbedingt eine Rose für Bogen ist, sie braucht sehr viel Platz. Großer Strauch (eigentlich sehr groß!) - ja, aber nichts für Bogen. Ich mag große Strauchrosen sehr gerne, wenn der Platz es zulässt und Platz hat sie jetzt derweil genug. Zweieinhalb Meter von ihr entfernt habe ich am Zaun eine wurzelechte
Ghislaine de Féligonde gepflanzt, die aber noch ein sehr kleiner Steckling ist. Wie es nachher ausschauen wird, wenn die Rosen mal groß werden? Hoffentlich wird es doch nicht wieder zu eng.
Hat jemand
Charles Austin und kann mir etwas über den Schnitt raten? Wie soll man sie schneiden, damit sie remontiert? Stark nach der erste Blüte? Ist sie wirklich so SRT-anfällig? Was kann ich da machen, spritzen möchte ich nicht unbedingt, außer ein Paar Mal im Frühling mit Kupfer vielleicht? Warum eigentlich hat Austin sie aus dem Sortiment genommen? Wenn sie blüht, finde ich sie wunderschön, die Farbe und Duft gefallen mir sehr, die kranken Blätter - eher weniger
.
Dann kommt das nächste Problem - ich möchte an den Bogen, genau dort, wo
Charles Austin über 20 Jahren stand, eine andere Kletterrose pflanzen. Das macht mir aber Angst. Die Rose, eine
Julie Andrieu, habe ich vorerst wurzelnackt in Topf gepflanzt. Dort wird sie bis zum nächsten Sommer bleiben, bis sie gut durchwurzelt ist. Und danach? Boden großflächig austauschen, mit Kompost anreichern und die gut bewurzelte Rose pflanzen? Jemand hat zu mir mal gesagt, dass Boden austauschen auch nicht gegen Bodenmüdigkeit hilft, außer man macht es wirklich 60x60cm breit und tief! Wenn ich einen Bagger hätte - kein Problem, aber mit Schaufel kann ich lange herumgraben.
Ich möchte gerne Fotos zeigen, um dies anschaulicher zu machen.
Über Ratschläge wäre ich wirklich sehr, sehr dankbar!
Grüße Karin